Hinter "Blackfish" verbirgt sich der 27-jährige Darmstädter
Maximillian Lopp. Nach diversen Veröffentlichungen auf
Downbeat- und Elektronik-Compilations und verschiedenen
Remixes (u.a. für namenhafte Künstler wie Beanfield oder
Slop Shop, die Elektronik-Jazz-Formation des Brian-Eno-Kolaboranten
Peter Schwalm) lieferte Max Lopp im Sommer 2001
mit "Pole Navigation" endlich seinen ersten eigenen Longplayer
ab - und landete einen Volltreffer!
Anlässlich des zweiten Blackfish-Live-Auftritts bei der
Klangformung.de-Party im November in München stellte
sich Blackfish exklusiv den Fragen der MEMI-Redaktion.
|
Hallo Max,
fangen wir doch mal mit der Standard-Frage an:
Wie bist Du zur Elektronischen Musik gekommen?
|
Max:
Sozusagen schon in den Kinderschuhen. Ich kann nicht genau sagen was es war,
das meine Liebe zu elektronischer Musik ausgelöst hat. Vielleicht die
Hip-Hop-Musik der frühen 80er. Elektronische Musik habe ich zuerst mit dem Amiga
und Kinderkeyboards gemacht, die mit Kassettendecks gekoppelt waren. Das war meine
Antwort auf Bomb the Bass, MARRS uns S'Express.
Richtig los ging es dann 1992 mit meinem ersten Sampler (Ensoniq EPS 16+).
Damit stand mir auf einmal alles offen.
|
Gibt es musikalische Vorbilder?
|
Meine musikalischen Vorbilder sind Leute, die ein schier unausschöpfliches
Kreativitätspotential haben und sich trauen, auch neue Wege zu gehen. Dazu
gehört für mich z.B. Norman Cook.
|
Wie würdest Du Deine Musik selbst kurz in Worten beschreiben?
Gibt es eine musikalische Schublade, in der Du Dich wieder findest?
|
Erdige Downtempo-Beats mit atmosphärischen Sounds. Der Überbegriff Chill-Out
ist auf jeden Fall nicht falsch. Allerdings wird es auf meinem zweiten
Album, das ich für Frühjahr 2003 geplant habe, eine viel größere Bandbreite
geben, angereichert mit Vocals und echten Instrumenten.
|
Welche Musik hörst Du privat?
|
Alles, was gut ist und nicht nur oberflächlich hängen bleibt, egal aus
welcher Sparte es auch kommt.
|
... was also konkret? - Was waren z.B. die letzten CDs, die Du Dir
privat gekauft hast?
|
Compilations wie die "Earth"-Reihe von dem Londoner Label "Looking Good"
(ein Sublabel von "Good Looking") oder "Ingredients" von "Cookin' Vinyl".
Aber auch hierzulande gibt es eine ganze Reihe von Alben, die mir gefallen,
z.B. von Nor Elle, A Forest Mighty Black oder Dadamnphreaknoisephunk.
Mainstream-mässig kaufe ich mir selten etwas, was ich aber nicht schlecht
finde ist z.B. Dee-Phazz, Gentleman oder Kosheen ...
|
Wie kam es zu Deinem Künstlernamen "Blackfish"?
|
Ich war auf der Suche nach einem Namen, der meine Musik am besten
beschreibt. "Blackfish" ist in der indianischen Mythologie der Begriff für den
Orca-Wal und der war für mich schon immer ein unergründliches Lebewesen, mit
dem ich etwas Mystisches, Ungreifbares und Unerreichbares verbunden habe.
|
Mit Deiner Single "Unending" hast Du einen regelrechten
Hit in der Chillout-Szene gelandet. Hat dieser Erfolg
Deine musikalische Laufbahn in irgendeiner Form beeinflusst?
|
Ich denke, das Stück war der Magnet für viele, die sich mein Album geholt
haben. Meine musikalische Laufbahn hat es aber nicht weiter beeinflusst.
|
Neben Deinen eigenen Kompositionen machst Du auch
Remix-Arbeiten, u.a. für sehr namenhafte Acts wie
Beanfield oder Slop Shop.
Wie kam es zu diesen Arbeiten?
|
Diese beiden Remixe habe ich bereits vor meinem Album gemacht, auch wenn sie
zufällig beide erst nach meinem Album veröffentlicht wurden. Peter Schwalm (Slop
Shop) hatte mich direkt gefragt, ob ich das machen möchte. Der größere Remix
(Beanfield) kam aufgrund einer Veröffentlichung auf Poets Club zustande. Und
sicherlich waren auch meine Demos an Compost Records ein weiterer Grund.
|
Wie gehst Du an einen Remix heran?
|
Das ist von Remix zu Remix unterschiedlich. Grundsätzlich suche ich den
für mich persönlich besten Sound aus dem Material raus und "baue" meine
Interpretation drum herum, ohne dabei das Wesen des Originals zu zerstören.
Meistens erzeuge ich einen komplett neuen Beat und Groove. Die
Originalsounds biege ich mir so zurecht, wie ich sie brauche und der Rest
kommt dann von selbst.
|
Wie gehst Du bei der Komposition eigener Titel vor? Womit fängst Du an?
|
Das ist wiederum absolut unterschiedlich. Manchmal fange ich mit dem Beat
an, manchmal mit einer Fläche oder auch einem Sprachsample. Grundsätzlich
ist es aber meistens so, dass es erst einmal einen Sound geben muss, der quasi
schon als "Stand-alone" gut klingt. Oft ist es auch so, dass einem ersten
Stück ein zweites sofort folgt, das dann noch besser wird.
|
Welche Geräte setzt Du bei der Produktion im Studio besonders intensiv ein?
Was ist Dein wesentliches "Handwerkszeug"?
|
Das Hauptwerkzeug ist der Sampler (E-mu E6400), gefolgt von den externen
Effekten. Die Synths (E-mu Audity 2000, Roland XP) dienen meist nur zur Ergänzung
und sind gut für Flächensounds.
|
Vor allem die Drums und die Percussion Deiner Titel
klingen sehr authentisch, fast wie live eingespielt.
Wie und womit arbeitest Du hier?
|
Das sind zu 100% gesampelte Drumsounds, die ich von unzähligen Platten
abgenommen habe. Ich habe eine regelrechte Sammlung an Drumsounds und suche
solange nach einer HiHat-Snare-Bassdrum-Kombination, bis es genau passt.
Die Beats spiele ich per Keyboard ein und bearbeite sie dann am Bildschirm
weiter. Auf Drumloops verzichte ich komplett.
|
Bei den Blackfish-Live-Gigs bist Du nicht alleine tätig, sondern
bringst zusätzlich verschiedene andere Musiker und auch einen DJ
mit auf die Bühne.
Wie sieht Euer Live-Setup aus? Was ist das Spezielle daran?
|
Die wichtigste Person ist unser Drummer Andreas Bassermann. Er hat
das Live-Set mehr oder weniger alleine auf die Beine gestellt und
hat hier die Fäden in der Hand. Wir arbeiten nach einem "rotierenden"
System, das heißt, keiner ist nur alleine für ein Instrument
zuständig, wir wechseln uns quasi an den Instrumenten ab, je nachdem
welches Stück wir gerade spielen.
|
Welche Instrumente sind das dann in Eurem aktuellen Live-Setup?
|
Einiges an Percussion (Bongo, Conga, Tambourine, Chimes, Rainmaker, Guiera),
die Drums, ein Bass, ein Korg MS 20, zwei Turntables und natürlich die sonstigen Keys.
|
Werden die Studio-Songs speziell für den Live-Auftritt
bearbeitet?
|
Ja, die Songs wurden sozusagen live-kompatibel gemacht. Wir haben viele neue
Elemente in der Live-Session. Und auch die Original-Drums sind beispielsweise zum großen
Teil durch ein echtes Schlagzeug ersetzt worden.
Da die Tracks auf "Pole
Navigation" im Gegensatz zu vielen anderen Stücken aus diesem Genre vom Songaufbau
eher komplexer sind, haben wir uns entschieden, nicht mit Loops zu arbeiten - sonst
würde die eigentliche Struktur verloren gehen. Dafür haben wir das
Midi-Arrangement im Vorfeld mit allen Program-Change-Befehlen vorbereitet
und spielen dann dazu die Live-Instrumente. Außerdem gibt es eine
fantastische Videoinstallation, die hier noch mal zusätzliche Atmosphäre
schafft.
|
Was ist für Dich interessanter: Die Arbeit im Studio
oder die Live-Performance vor Publikum?
|
Es ist mittlerweile so, dass eines vom anderen beeinflusst wird. Vor der
Veröffentlichung meines ersten Albums existierte das Live-Set noch nicht,
die neuen Produktionen hingegen sind davon stark geprägt. Ich
liebe es im Studio zu tüfteln, muss das dann aber auch live umsetzen können.
Auf der Bühne sind wir ohnehin als Personen alle mehr im Hintergrund und
versuchen die Musik in den Vordergrund zu stellen. Wenn uns das gelingt,
sind wir zufrieden.
|
Wie sehen Deine musikalischen Pläne für die nächste Zeit aus?
|
Im Frühjahr ist die Veröffentlichung meines zweites Albums über das Label
Konvex Konkav geplant. Derzeit bin ich ständig im Studio und arbeite daran.
Die Herausforderung liegt dieses Mal in der Einbindung von Vocals und echten
Instrumenten.
|
Das verspricht, interessant zu werden - wir lassen uns überraschen!
Vielen Dank, Max.
|
Das Interview führte Martin Rothhaar im September 2002.
|