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Hersteller |
technische Daten |
Preis |
Oberheim |
Virtuell-analoger Synthesizer |
DM 2990,- / € 1590,- |
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max. 12 Stimmen, 4fach-multitimbral |
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2 Osc + Noise pro Stimme |
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Osc. 1: Saw/Spread, Tri/Wrap, Pulse/PWM |
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Osc. 2: Saw, Tri, Pulse/PWM, synchronisierbar mit Osc. 1 |
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Ringmodulator + FM |
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2 digitale Multimode-Filter mit wählbarem Signal-Routing |
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4fach-Multieffekt & 5Band-Graphic-EQ bzw. parametrischem EQ |
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Arpeggiator, Phrase- und Motion Recorder |
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umfangreiche Modulations- und Signalroutingmöglichkeiten |
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Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste mal an einem analogen
Synthesizer, dem Siel Opera 6, schraubte. Leider kamen zuerst die Knöpfe
und später dann die Analogen aus der Mode und so schaue ich heute wehmütig
auf den Gebrauchtmarkt in Erinnerung an die gute alte Zeit. Abhilfe sollen
hier die virtuell-analogen Synthesizer schaffen - doch die sind doch
bestenfalls etwas für Warmduscher und Beckenrandschwimmer... Oder etwa
nicht?
von Rainer Buchty
Da steht es nun, das obskure Objekt der Begierde. In "PPG Blau" gehalten und
mit einer klaren Strukturierung, so weiß der OB-12 zumindest optisch auf
Anhieb zu gefallen. Doch was steckt denn wirklich drin?
Der OB-12 auf einen Blick
Die Namensgebung läßt es bereits vermuten: Beim OB-12 handelt es sich um einen
12-stimmigen Synthesizer. Er bedient sich der subtraktiven Synthese auf
Basis einer virtuell-analogen Klangerzeugung. Auch Oberheim hat aus der
Vergangenheit gelernt und foltert den Musiker nicht länger mit winzigen
Anzeigen und Parameter-Orgien, stattdessen glänzt der OB-12 durch eine
durchdachte und klar strukturierte Oberfläche: Fast jeder Parameter besitzt
einen eigenen Regler - und für die Tipptastenfetischisten gibt's natürlich
auch das obligatorische grafische LCD nebst 10er-Block und Alpha-Dial.
Seinen Sound erzeugt der OB-12 mittels zweier Oszillatoren plus
Rauschgenerator sowie (Digital-)Filter und dem Amplifier. Hierbei stehen
umfassende Modulationsmöglichkeiten (inklusive Ringmodulation und FM) zur Verfügung, die dem OB-12 eine größere
Klangvielfalt bescheren als es die verwendete subtraktive Synthese zunächst
vermuten läßt.
Die Stimmenarchitektur erinnert sehr an Roland: Timbre nennt sich
ein einzelnes Klangprogramm und bis zu vier solcher Timbres lassen sich zu
einem Program zusammenfassen, wobei jedem Timbre eine Tastaturzone,
Lautstärke und Transposition mit auf den Weg gegeben werden - was dann mit
Part gleich einen neuen Namen bekommt. Aus dieser Architektur
leitet sich auch direkt die maximal vierfache Multitimbralität ab, doch dazu
später mehr.
Die Bedienung
Die Bedienoberfläche des OB-12 ist übersichtlich gestaltet und die einzelnen
Funktionsgruppen klar voneinander abgegrenzt. Soweit möglich bzw. sinnvoll
wurde jedem Parameter ein eigener Regler spendiert - natürlich ließ sich eine
Mehrfachzuordnung nicht immer vermeiden, diese wurde aber stets sinnvoll und
nachvollziehbar vorgenommen.
Besonders augenfällig ist das große, auch aus extremen Winkeln gut ablesbare
grafische LC-Display. Oberheim hat sich bemüht, hier stets jede
Parameteränderung anzuzeigen, was schon bei mäßigem Schrauben an den Reglern
zu einem sinnverwirrenden Display-Geflacker ausartet. Abhilfe schafft hier
ein Druck auf den DISP HOLD-Taster, der das just angewählte Menü dauerhaft
zur Anzeige bringt.
Ebenfalls ins Auge stechen zwei Handräder, welche aufgrund ihrer Breite auch
von Haustieren noch gut bedienbar sein sollten, sowie der Ribbon
Controller. Diesen sollte man neben Pitch-Bend und Modulation Wheel als
Standardcontroller für jeden zukünftigen Synthesizer festschreiben, erlaubt
er doch eine nuancierte Kontrolle, wie sie mit den Rädern nur schwer
möglich ist.
Let there be sound: Die Oszillatoren
Den Basissound des OB-12 erzeugen zwei Oszillatoren sowie ein
Rauschgenerator. Die Oszillatoren verfügen über jeweils drei Wellenformen:
Sägezahn, Dreieck und Pulswelle. Diese Wellenformen sind innerhalb eines
Oszillators beliebig mischbar und natürlich läßt sich auch die Pulsbreite
stufenlos regeln. Ein besonderes Bonbon stellt der Wave Control
Parameter dar, welchen leider nur für Oszillator 1 zur Verfügung steht: Beim
Sägezahn heißt er Spread und bewirkt eine Verstimmung dieser
Wellenform gegen sich selbst. Faktisch bedeutet dies, daß bereits mit nur
einer Sägezahnwelle Schwebungen erzeugt werden können. Wrap nennt
sich der entsprechende Parameter der Dreieckswelle. Wie der Name suggeriert,
wird hierdurch jedoch keine Schwebung erzeugt, vielmehr wird ein Teil der
Wellenform "umgeklappt" und so ein reicheres Obertonspektrum erzeugt. Bei
der Pulswelle verbirgt sich unter diesem Parameter die
Pulsbreiteneinstellung.
Die Pulswelle offenbart leider auch gleich eine Schwachstelle des OB-12,
macht sich die Einstellung der Pulsbreite gerade bei tieferen Tönen
durch ein hörbares Knacken bemerkbar. Hierbei ist es egal, ob die
Pulsbreitenmodulation manuell oder durch einen LFO bzw. den EG erfolgt -
Oberheim sollte hier schnellstens ein Software-Upgrade nachliefern.
Für die Klangbastler hält der OB-12 noch weitere Leckerbissen bereit. Ganz der
Tradition folgend lassen sich die Oszillatoren synchronisieren und
ringmodulieren. Noch interessanter jedoch dürfte die Möglichkeit der
Frequenzmodulation sein: Hierbei moduliert das Ausgangssignal des ersten
Oszillators die Frequenz des zweiten. Eine Feedbackschleife gibt's
allerdings nicht, dafür läßt sich die Modulationstiefe stufenlos regeln.
Freunde der Metallfraktion begrüßen darüberhinaus, daß sich das Keyboard
Tracking von Oszillator 2 abschalten läßt.
Der Zusammenklang von Oszillatoren und Rauschen wird über eine dreistufige
Mischersektion bestimmt. Die erste Stufe bestimmt das Lautstärkeverhältnis der
beiden Oszillatoren zueinander. Mit der zweiten Stufe stellt man das
Verhältnis zwischen dem Oszillator-Mix und den Ringmodulator-Signal ein. Die
dritte Stufe wiederum regelt das Verhältnis zwischen
Oszillator/Ringmod-Summe und Rauschen.
Modulatives
An Modulationsquellen stehen zunächst zwei LFOs sowie ein freier
Hüllkurvengenerator mit ADBD-Charakteristik (Attack, Decay 1, Breakpoint, Decay
2)
zur Verfügung. LFO1 steht direkt für alle Modulationsziele zur Verfügung,
LFO2 muß manuell geroutet werden. Modulationsziele sind die
Oszillator- und Filterfrequenzen sowie die Lautstärke bzw. Pan-Position und
natürlich die Pulsbreite. Leider nicht möglich ist eine Modulation der
Spread- und Wrap-Parameter und auch die Frequenz der LFOs ist (mal wieder)
nicht modulierbar.
Die LFOs geizen ansonsten nicht mit teils ungewohnten Fähigkeiten: Ein
Tiefpaßfilter jedenfalls hätte ich hier am wenigsten erwartet. In insgesamt
8 Schritten läßt sich die Filterfrequenz einstellen, wodurch die
LFO-Wellenform entsprechend verschliffen werden kann und doch recht
ungewohnte Wellenformen erzeugt werden.
Für LFO1 gibt's zusätzlich regelbare Delay- und Fade (in)-Zeiten, auf welche
LFO2 zugunsten der verschiedenen Modulationsziele leider verzichten muß.
Schade eigentlich, vielleicht läßt sich hier in einer zukünftigen Version
noch ein entsprechendes Menü nachrüsten.
Klangformung und Verstärkung
Zur Klangformung dienen zwei Multimode-Filter. Diese lassen sich entweder in
Serie (serial) oder parallel (parallel) schalten bzw. auf selektierbare
Signalwege verteilen (split). Im Split-Mode stehen als mögliche
Eingangssignale OSC 1, OSC 2, der Oszillator-Mix, Ringmodulationsprodukt
oder der Rausgenerator zur Verfügung.
Pro Filterzweig kann der Filtertyp als
Tiefpaß, Bandpaß oder Hochpaß festgelegt werden. Leider sind Filterfrequenz
und Resonanz für beide Filter nur gemeinsam regelbar. Zum Glück läßt sich
dem zweiten Filter ein Offset auf die eingestellte Frequenz mitgeben, so daß
diese Einschränkung nicht gar zu schwer wiegt. Modulieren läßt sich die
Filterfrequenz durch eine eigene ADBDSR-Hüllkurve sowie LFO1.
Auch die Filter müssen sich etwas Kritik gefallen lassen: Zwar packen sie
schön zu und reagieren anstandslos auf alle Parameteränderungen - aber so
richtig oszillieren mögen sie nie. Zwar bringt man sie wunderbar zum
Schreien und Kreischen, aber spätestens mit dem Loslassen der just
gespielten Taste kehrt schnell wieder Ruhe ein. Schade. Auch eine
Modulierbarkeit des Resonanz-Parameters wäre wünschenswert gewesen.
Auf die Filter folgt der Verstärker, dieser gibt sich mit ADBDSR-Hüllkurve
klassisch und ist - wie die Filter - per LFO1 modulierbar. Die Arbeitsweise
des LFOs wird hierbei durch die Funktion Autopan festgelegt: Ist
diese eingeschaltet, so wird der LFO für das Panning herangezogen, andernfalls
moduliert er die Lautstärke.
Z-Domain Synthesis @ work: Morphing
An sprechende Haustiere und den "Effe" zeigende Babies hat man sich längst
gewöhnt: Morphing ist aus der Videotechnik nicht mehr wegzudenken. Auch
im Audiobereich kennt man dies bereits aus dem VM-Lager, und der
"Morpheus" trug seinen Namen ebenfalls nicht zu unrecht.
Der OB-12 erlaubt es nun, von einem Startsound stufenlos in einen Zielsound
überzublenden. Hierbei bedient man sich jedoch nicht der einfachen Methode
des simplen Crossfades, vielmehr werden alle Parameter (soweit sinnvoll)
schrittweise angenähert: Von der Glocke zum Pad in 10 Sekunden - mit dem
OB-12 kein Problem. Ausgelöst wird so ein Morph durch Druck auf die
ENABLE-Taste - befindet man sich im AUTO-Modus, so geschieht die
Überblendung in einem definierbaren Zeitfenster, im MANUAL-Modus ist man
mit dem Modulationsrad selbst Herr über das Morphing.
Arpeggiator, Phrase und Motion Recorder
Ein Arpeggiator gehört heute (wieder) zum guten Ton. So auch beim OB-12, wo
er - ganz klassisch - in Pattern (up, down, up/down und random) und
Oktavumfang regelbar ist. Erfreulich für die MIDIaner: Der Arpeggiator
ist zur MIDI Clock synchronisierbar. Bleibt noch zu erwähnen, daß sich der
Arpeggiator gezielt auf einzelne Parts bzw. nur auf eine Split Zone schalten
läßt, was beispielsweise für etwas tickerndes Leben im weichen Pad sorgt.
Wem Arpeggiatoren zu langweilig sind, kann sich über den Phrase Recorder
bis zu 4 sogenannter Sets zusammenbauen - natürlich läßt sich auch dieser zur MIDI
Clock synchronisieren.
Unscheinbar präsentiert sich zunächst der Motion Recorder - er fällt
eigentlich nur durch drei Tasten (LOC1 bis LOC3) auf und doch verbirgt sich
hinter ihm der Traum eines jeden Analogschraubers: Mit dem Motion Recorder lassen
sich Parameteränderungen direkt vom Panel weg aufnehmen und bei Bedarf
wieder abspielen. Eine heiße Sache, zumal Oberheim dem OB-12 genügend
Speicher für ca. 2 Minuten Aufzeichnung mitgegeben hat. Müßig zu sagen, daß
auch der Motion Recorder extern synchronisierbar ist. Da der Mensch nur über
zwei Hände verfügt, lassen sich Reglerbewegungen in mehreren Schritten
aufzeichnen (OVERDUB) bzw. bei Bedarf im Event Editor nachbessern.
Effects, EQ und Routing
Onboard-Effekte sind seit dem D50 ein Muß, so auch beim OB-12, welcher gleich
derer 4 mitbringt, nämlich Overdrive, Chorus, Delay und Reverb. Diese sind
jedoch weit mehr als bloße Dreingaben und so stehen dem Overdrive-Modus
gleich 10 verschiedene Verstärker/Verzerrer-Modelle zur Verfügung. Auch der
Hall wartet mit mehreren Hallarten auf (HALL1/2, ROOM1/2,
VOICE und PLATE) auf.
Die vier Effektsektionen sind nicht nur parallel betreibbar, es lassen sich
auch alle wesentlichen Parameter editieren - wer eine reine Preset-Schleuder
erwartet hat, wird angenehm überrascht. Es verwundert hierbei fast nicht
mehr, daß sich Chorus Rate und Delay Time z.B. durch den Phrase Recorder
modulieren bzw. zur MIDI Clock synchronisieren lassen.
Zur Betonung einzelner Frequenzbänder steht dem OB-12 ein grafischer
5-Band-Equalizer zur Verfügung, welcher sich auf Knopfdruck in einen
parametrischen Equalizer plus Höhen- und Tiefenregler verwandelt. Hierdurch
kann man einem Klang den nötigen Feinschliff verpassen, wenn z.B. der Bass
allzu durchsetzungskräftig wummert oder die Mitten im Mix untergehen.
Besonderes Augenmerk verdient die Routing-Sektion: Sie erlaubt es, die
einzelnen Parts eines Programs gezielt den bis zu vier Einzelausgängen (L/R
und Aux L/R) zuzuordnen. Auf diese Signalpfade lassen sich dann die Effekte
in bestimmten Anordnungen plazieren.
Wie klingt er denn nun?
Beim Durchhören der Werkspresets war ich zwar einerseits erfreut über den
kräftigen, vollen Klang, jedoch ging der Programmierer hier stellenweise
etwas einfallslos zu Werke. Und so sehr ich GeneralMIDI und Konsorten
verachte, so sehr hätte ich mir andererseits eine Gliederung der Werkssounds
gewünscht - immerhin haben diese doch eine Visitenkartenfunktion.
Wer sich hiervon nicht beirren läßt, entlockt dem OB-12 schon nach kurzer
Eingewöhnungsphase ein
recht vielfältiges Klangspektrum. Sägende, brachiale Sounds sind
ebenso seine Domäne wie weiche, anschmiegsame Flächen. Natürlich beherrscht
er die analogen Klassiker Bass, Lead und Sweep spielend (sieht man mal von
meinem Liebling, dem typischen "Sonar Ping", ab), doch auch abgedrehte
Effektklänge und Sounds, die man eher mit dem Attribut "digital" belegt,
gehören durchaus zu seinem Repertoire.
Empfehlenswert ist der Einsatz der zur Verfügung stehenden Spielhilfen,
allen voran der Ribbon-Controller. Wird dieser auf entsprechende Parameter
angewandt, kann der Klangcharakter eines Sounds derart drastisch verändert
werden, daß es kaum zu beschreiben ist.
Ein sanftes, warmes Pad wird urplötzlich zu einem röhrenden Monster und dank
Morphing gar ein Glockenspiel zum Walking-Baß: Fast alles scheint möglich.
Die Klangqualität ist durchweg gut. Die Oszillatoren liefern einen kräftigen
Basissound und das Filter klingt sehr angenehm. Auch die Hüllkurven packen
schnell zu, jedoch besteht auch hier Bedarf zur Nachbesserung: Bei
ultra-perkussiven Sounds sollte man die Release-Zeit tunlichst nicht kleiner
als 3 einstellen, da sich sonst ein unschönes Knacken bemerkbar macht.
Apropos Knacken: Dank PWM-Bug ist die Pulsbreitenmodulation nahezu unbrauchbar -
zumindest nicht im Sinne des Erfinders und auch der Wrap-Parameter
bedarf einer Überarbeitung, ist er doch sehr schwer zu dosieren. Hier wäre
evtl. sinnvoll, nicht nur die Wrap-Position sondern auch die "Tiefe" des
Wraps regelbar zu gestalten.
...und wie fühlt er sich an?
Mit einem Wort: gut. Die Reaktion auf Parameteränderungen erfolgt sofort,
lediglich beim Umschalten der Klänge macht sich eine zu lange Pause (ca.
1.5s) bemerkbar, die den Spielspaß trübt. Umso mehr, als daß der zuvor
gespielte Sound, sofern noch nicht ausgeklungen, nach dieser
Verzögerungszeit auf den vom Soundwechsel nicht betroffenen Parts wieder
einsetzt und zu Ende klingt.
Der OB-12 gibt sich extrem anschlußfreudig. So verfügt er nicht nur über
zwei Stereo-Ausgänge (Main und AUX) sondern darüberhinaus über einen
Digitalausgang - Freunde des digitalen Mix sind entzückt. Ebenfalls erfreut
dürften all jene sein, denen ein Pedal stets zu wenig ist: Ganze zwei plus
nochmal zwei Switches sind an den OB-12 anschließbar. Über die
System-Sektion lassen sich diese auf eine Vielzahl von Parametern
routen. Arpeggiator starten, Morph abfahren und immer noch die Hände freihaben
- mit dem OB-12 kein Problem. Wer's automatisiert liebt, ordnet MIDI Controller
gezielt auf einzelne Parameter: Flexibilität ist Trumpf.
Keyboard-Virtuosen freuen sich über die vielfältigen Möglichkeiten, die die
Keyboard-Sektion bietet. Legato und Portamento sind ebenso
vorhanden wie (natürlich) Mono und Unisono-Mode. Letzterer bedeutet indes
nicht, daß alle Oszillatoren zugleich erklingen. Vielmehr erklingen hier 3
Oszillatoren zugleich - allerdings blieb zumindest meinen Ohren der
erwartete Bombast-Effekt verborgen.
Werbewirksam bescheinigt man dem OB-12 eine maximal 4fache Multitimbralität.
Dies ist im Prinzip richtig, jedoch muß diese gewissermaßen erzwungen
werden. Üblicherweise wird man den OB-12 im GLOBAL Mode betreiben,
wir kennen's als POLY Mode. Schaltet man ihn den MULTI
Mode, so erlaubt dies die Zuweisung eines individuellen MIDI-Kanals pro
Part. Vor dem Hintergrund, daß der OB-12 lediglich 12-stimmig ist und
abgefahrene Sounds schon mal zwei bis drei Parts benötigen, mag man diesen
Modus jedoch eher als nette Dreingabe empfinden. Er ist eben eine
Performance-Maschine und kein Homerecording-Studio in a box.
An dieser Stelle sollte auch darauf hingewiesen werden, daß sich die maximal
mögliche Polyphonie nach Komplexität und Anzahl der Timbres bzw. Parts richtet.
12 Stimmen ist hier zwar Maximum aber kein fester Wert, verrät zumindest das
Handbuch. Immerhin läßt sich dem OB-12 über den Voice Preserve Parameter
mitteilen, wieviele Stimmen - soweit technisch möglich - mindestens zu erklingen
haben.
Fazit
Mit dem OB-12 hatte ich seit Jahren (Jahrzehnten!?) endlich wieder
einen Synthesizer unter den Fingern, an dem man auch richtig schrauben konnte.
Und, da wird mir jeder recht geben, das macht so richtig Spaß. Nun wäre das
allerdings nicht besonders erwähnenswert, hätte Oberheim nicht darauf
geachtet, aus dem OB-12 ein wirkliches Performance-Schwein zu machen. Pedale und
Switches sind nicht nur zu hauf anschließbar, sondern über die umfangreiche System-Sektion
auch auf alle möglichen und unmöglichen Parameter routbar. Der Ribbon Controller
ist mein heimlicher Favorit, denn bei entsprechender Programmierung
ermöglicht er eine herrlich nuancierte und natürliche Beeinflussung des
Klanges: Wechselt dieser auf einen "Rutsch" von sanft-säuselnd nach
brachial-sägend, es ist einfach eine Wucht.
Den positiven Eindruck trüben die nahezu unbrauchbare Pulsbreitenmodulation
und die (in Extremfällen) knackende Amp-Hüllkurve. Beides Punkte, die sich mit einem
Softwareupdate sicherlich beheben lassen - vielleicht könnte man dann auch
gleich noch die Spread- und Wrap-Parameter modulierbar machen: Schweinegeil
wär's, wenn ich das mal so sagen darf.
Extrem störend wirkt zudem die lange Umschaltzeit mit eventuellem Nachklingen bei Programmwechseln
- und wer immer dafür verantwortlich ist, daß der OB-12 über ein nur 4-oktaviges Keyboard verfügt, soll sich zur
öffentlichen Steinigung bereithalten... Der Vollständigkeit halber will ich
auch dem Autor der Bedienungsanleitung eine Rüge erteilen, denn diese glänzt
nicht gerade durch eine besonders durchdachte Gliederung - auch einen
Stichwort-Index sucht man leider vergeblich.
Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Gerät und eigentlich das Understatement
in persona. Viele interessante Möglichkeiten wie z.B. der LFO-LPF offenbaren
sich erst beim zweiten Hinsehen oder mehrmaligem Durchlesen des Handbuchs.
Flexible Modulationsmöglichkeiten und ein klares "Ja!" zur Live-Performance
machen den OB-12 fast unwiderstehlich. Die beschriebenen Kinderkrankheiten
wie PWM, Hüllkurvenknacken und Umschaltprobleme sollte Oberheim jedoch
schnellstens ausmerzen, will sich der OB-12 gegen die bereits am Markt
befindliche Konkurrenz behaupten.
Nachgehakt... (16.10.2001)
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Laut Enzo Tabone von Viscount Professional sind mit dem neuesten
Software-Update die Problempunkte PWM und Huellkurve bereinigt.
Das Update ist von www.ob12.com
herunterladbar. Neben der aktuellen Systemsoftware findet der OB12-User hier
zudem eine Auswahl an Soundbänken sowie einen Soundeditor für
Windows-PCs.
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Wunschzettel
- Spread- und Wrap-Parameter modulierbar
- Überarbeitung der Filtersoftware mit Möglichkeit zur Filteroszillation
Pro
- satter Klang
- umfangreiche Signalformung und -Mischung
- flexible Modulationsmöglichkeiten
- synchronisierbar zu MIDI Clock
- On-board Effekte und EQ
- intuitive Handhabung
Kontra
- PWM wegen "Digitalbröseln" unbrauchbar
- Wrap-Parameter zu undifferenziert
- ultrakurze A/D/R-Zeiten erzeugen hörbares Knacken
- Soundumschaltung zu träge und mit deutlicher Pause
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Mein besonderer Dank gilt Peter Grandl von AMAZONA für die freundliche Bereitstellung des Testgerätes.
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