Mit freundlicher Genehmigung von Harald Riegler (Dies ist eine neue Version des Artikels. Da ich nun schon eine Weile das unten beschriebene Setup verwende, konnte ich schon genauere Eindrücke sammeln.) Wer mit dem Gedanken spielt, sein Projektstudio auf "digital" umzustellen, dem möchte ich hier ein paar Tipps anhand meiner eigenen Erfahrungen bei diesem Unterfangen geben. Das Ganze ist sicherlich nicht als die einzig wahre Lösung zu sehen, vielmehr als ein Erfahrungsfundus zu diesem Thema. Der Bericht ist chronologisch gegliedert, um den Ablauf der Aufrüstung zu verdeutlichen. Viel Spaß! Was wollte ich erreichen?Da ich großteils Computerspiele vertone, hatte ich den Wunsch, an mehreren Liedern gleichzeitig arbeiten zu können, um so nicht zu viel Zeit zu verlieren. Ich hatte ein nicht allzu großes Budget (DM 15.000,-), in dem sich alles abspielen sollte. Wobei es für mich nicht zwingend war, alles auf einmal zu kaufen. Wichtiger war mir, den weiteren Ausbau nicht durch falsche Komponenten zu blockieren. Alles war und ist für die Aufnahme hauptsächlich elektronischer Musik aus vielen MIDI-Geräten gedacht. Aufgenommen wird auf dem PC, und Videovertonung auf demselben sollte auch noch möglichst gut funktionieren. Keine leichte Aufgabe also. Welche Komponenten?Ein digitales Mischpult, eine HD-Recording-Karte, Monitorboxen und ein externes MIDI-Interface für besseres Timing. Das Mischpult sollte über Adat mit dem PC verbunden sein, und es sollten möglichst viele analoge Eingänge am Mischpult zur Verfügung stehen. Alternativ wäre auch eine Variante nur mit HD-Recording-System (mit externen Wandlern) denkbar gewesen, jedoch schreckte mich der Gedanke, einen PC als Mischpult zu benutzen, zu sehr ab. Diese Systeme erscheinen mir noch als zu störungsanfällig und nicht so gut zu bedienen. Außerdem hapert es da noch mit der Rechenzeit, um wirklich schön im PC produzieren zu können. Welche Modelle, und warum?Das zentrale Element war natürlich das Mischpult, und da gab es viel zu überlegen. Zur Auswahl standen das Yamaha 03D, das Ramsa WR-DA7 und das Tascam TMD-4000 (Hier wird sich ja in Bälde etwas tun mit dem neuen Tascam 24-Kanal Digitalmischer. Es lohnt sich wohl auf jeden Fall, diesen näher unter die Lupe zu nehmen). Als Alternative eventuell noch ein gebrauchtes 02R. Ich habe mich aus folgenden Gründen für das TMD entschieden: Das 03D hatte zu wenig Eingänge und war beim Aufrüsten zu beschränkt. Das Ramsa hatte es mir sehr angetan, im direkten Vergleich zum TMD blieb es jedoch außen vor. Die Anzahl der Eingänge waren ca. gleich, jedoch war das Ramsa mit einer Meterbridge doch um einiges teurer. Dazu kamen beim TMD das bessere interne Effektgerät, die tolle Automatisierbarkeit mit dem PC (Software und Karte inkl.) und die einfachere Kaskadierungsmöglichkeit (Man braucht nur ein Kabel, sonst nichts). Weiters sind die Erweiterungskarten von Tascam preiswerter. Vom Klang her konnte ich keinen großen Unterschied zwischen den zwei Modellen ausmachen, im Vergleich zu meinem alten Behringer war aber sowieso alles um Welten besser. Die EQs waren beim Ramsa etwas angenehmer im Klang, aber das war als Kaufargument zu wenig. 5.1 konnten sie alle, beim 03D erschien mir die Bedienung in diesem Punkt etwas weniger schön als beim Ramsa und beim TMD. Ausgestattet habe ich das Pult mit zwei Adat-Karten für die Verbindung zum PC und mit einer zusätzlichen Analogkarte, um die 6 Lautsprecher für die Surroundmischung auch irgendwo anschließen zu können. Die Folge war allerdings, dass ich so nur mehr 16 analoge Eingänge zur Verfügung hatte, was für ein Paar MIDI-Module und einem Sampler mit mehreren Outputs schon zu wenig ist. Die zweite Entscheidung betraf die HD-Recording-Karte. Hier entschied ich mich eigentlich ohne viel zu überlegen für die RME-Hammerfall, da alternative Systeme mit ähnlich vielen Eingängen zu so einem Preis bislang nicht zu haben sind. Möglich wäre auch ein Motu-System gewesen, von dem ich schon sehr viel Gutes gehört habe, aber die vorbildliche Updatepolitik von RME gab letztlich den Ausschlag. Beim MIDI-Interface habe ich mich letztlich für den Emagic Unitor 8 entschieden. Nach meiner Erfahrung ist die Entscheidung, ob man ein Motu Timepiece oder das Emagic nimmt, eher eine religiöse Frage. Ich habe mir jedenfalls aufgrund der Einsparung bei der HD-Karte auch gleich noch ein AMT-8 als Bonus gegönnt. USB-Modelle sind aber nicht zu empfehlen, da das Timing von USB-Interfaces zu wünschen übrig lässt. Bei den Lautsprechern fiel meine Wahl auf Aktivboxen, da ich auf den Verstärker verzichten wollte. Nach langem Hin und Her entschied ich mich für das Modell Genelec 1029A + Subwoofer. Sehr gut haben mir noch die Event PS6 (PS8) gefallen, doch da hätte ich auf den Subwoofer verzichten müssen. Weiters hatte ich auch die Alesis M1 active getestet, jedoch überzeugte mich der Klang der 1029er. Magnetisch geschirmt und aktiv waren alle Modelle. Letzter Anreiz war dann ein günstiges Kombiangebot Lautsprecher + Subwoofer, was bei allen Händlern erhältlich ist. Auf die weiteren 3 Lautsprecher zum kompletten 5.1 Setup musste ich aus Kostengründen einstweilen verzichten. SetupDie MIDI-Klangerzeuger sind zur Hälfte an die vorhandenen Analoginputs des TMD angeschlossen worden, die andere Hälfte an die externen A/D-Wandler. Diese wiederum habe ich mittels zweier Adat-Lichtleiterkabel an die beiden Adat-Eingänge des Mischpultes angeschlossen. Von dort geht es wieder mittels zweier Adat-Kabel weiter zum PC. So kann man die 8 Subgruppen direkt am PC aufnehmen. Das Mischpult dient als Wordclock-Master, alle anderen Geräte (AD-Wandler, Hammerfall) fungieren als Slaves. Dabei muss der Master keinesfalls am Ende der Kette sitzen, er kann auch mittendrin sein. Das Wordclock-Kabel ist ein Coax-Kabel mit 75 Ohm und BNC Steckern. Terminieren muss man am Ende (im Gegensatz zu einem normalen Computernetz) nichts. Zuerst hatte ich gehofft, dass in einem so einfachen Setup die Synchronisation über Adat alleine funktioniert, jedoch scheitert es an den zwei AD-Wandlern, die ja nicht direkt miteinander verbunden sind. Wordclock ist also unvermeidbar, wenn mehr als zwei Geräte involviert sind, aber auch leicht zu beherrschen. Die Lautsprecher habe ich momentan noch am Monitor-Output des Mischpultes hängen, da ich noch kein Surround abhören kann. Später musste man sie jedoch an den Outputs der 8er Analog-Karte vom Mischpult anhängen und die einzelnen Surroundspuren auf die Subgruppen mischen. Das Unitor 8 ist mit seriellem Kabel am PC angeschlossen, das AMT8 hängt nachfolgend am Unitor 8. ProblemeProbleme hatte ich anfangs mit dem TMD, da es dauernd abstürzte. Nach einem Softwareupdate und etwas Hilfe vom freundlichen (wenn auch nicht immer leicht zu erreichenden) Support waren die Probleme allerdings bald gegessen. Weiters hatte die Synchronisation so ihre Tücken, ohne Wordclock ging letztlich nichts. Dieser Drache verlor jedoch schnell seinen Schrecken: Kabel bestellt, angeschlossen, eingeschaltet, funktioniert. So soll es sein. Schwierigkeiten gab es dann auch noch nach der Installation der Hammerfall: Die Wave-Treiber der EWS waren stumm wie ein Grab. Nach Neuinstallation der EWS-Treiber (Version 3) löste sich jedoch auch dieses Problem in Wohlgefallen auf. Einen Kompromiss musste ich bei dieser Sache allerdings eingehen. Wenn ich ein Video am PC vertone, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als zum Abhören ein oder zwei Adat-Kabel hinten am Mischpult umzustecken, denn da hängen im Normalbetrieb ja die AD-Wandler dran. Da ich allerdings nicht so oft zwischen diesen Aufgaben wechsle, ist es ein akzeptabler Kompromiss. Bequemer wird es mit Mischpulten, die doppelt so viele Eingänge haben (Mackie D8B, Sony DMX), aber die kosten weit mehr als das Doppelte und somit kann man sie sich gleich wieder aus dem Kopf schlagen. Irgendwie gingen mir dann auch AUX-Returns ab. Um nicht wertvolle Eingänge zu vergeuden, habe ich mein altes Mischpult (Behringer 2802) als Effektsubmischer eingesetzt. Alternativ kann man für so was auch einen billigen Rackmixer (z.B. von MAM oder so) verwenden. Um das Rauschen der Effektgeräte (ein allgegenwärtiges Problem) in den Griff zu bekommen, habe ich die Dynamikstufe des betreffenden Einganges im TMD als Gate eingestellt. Vorsicht ist jedoch geboten, man will sich ja nicht die Hallfahne zu schnell abschneiden. TippsDa mein Studio als Projektstudio ohne Musikerraum ausgelegt ist, habe ich den Studio-Ausgang des Mischpultes mit dem Sampler-Input verbunden. Falls mir also bei irgendeinem Synth die Stimmen ausgehen, kann ich schnell die Sequenz absampeln und dann vom Sampler spielen lassen: Schon ist der Synth wieder frei. (Perfekt für so Teile wie den Waldorf Pulse, der am besten 128 Stimmen hätte statt nur der einen...) PositivesIm Endeffekt war ich erstaunt, dass nach Bewältigung der Anfangsschwierigkeiten doch alles so gut funktioniert hat. Kompetente Informationen zu diesem Thema zu bekommen erwies sich als etwas fast Unmögliches. Manch einer ist zwar kompetent mit einem Produkt. Einen kritischen Vergleich jedoch bekommt man in den Musikläden kaum. So habe ich mich ein halbes Jahr lang selbst informiert, wo ich konnte, und dieses Wissen möchte ich hier weiter geben. Falls jemand noch Anregungen hat, wie ich selbst noch etwas verbessern kann dann bitte her damit! Falls noch Fragen offen sind, dann auch her damit, man kann diesen Artikel ja auch um Punkte ergänzen, die mir so vielleicht nicht aufgefallen sind. Wenn ihr euch mal ansehen wollt, wie das Ganze zu Beginn ausgesehen hat, dann könnt ihr auf http://www.wildelement.com die Webseite meines Elektronikprojektes begutachten. Die "normale" ;-) Musik entsteht natürlich auch in diesen Räumlichkeiten, wenn ich mal Zeit habe. Equipmentliste
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