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Hersteller/Vertrieb |
Art der Software |
erhältlich für |
Preis |
WAVES |
PlugIn-Paket für Audiorestauration |
MacOS / Windows |
€ 1529,-- (UVP) € 1425,--
(Straßenpreis) |
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Die Ankündigung des israelischen Herstellers Waves, ein PlugIn-Paket
für die Restauration von Audiomaterial herauszubringen hatte mich recht
neugierig gemacht, denn von Waves ist man ja bekanntermaßen PlugIns
allererster Güte gewohnt. Da es im Bereich von Entrauschen oder
Entknacksen von Audiomaterial bisher für den Normal-Anwender, der sich
keine Top-Workstation wie ein Sonic-Solution oder eine Cedar Hardware
leisten kann, doch ein recht überschaubares Angebot an Lösungen
gibt, ist das Waves Paket eine sinnvolle Ergänzung. Waves möchte
hier den Schwerpunkt vor allem auf eine leichte Bedienbarkeit bei
hervorragender Qualität legen.
Das Restauration-Bundle besteht aus den vier PlugIns X-Click, X-Crackle, X-Noise und X-Hum. Die PlugIns
benötigen ein Host-Programm und unterstützen über das Waves
typische Wave-Shell System die Formate VST, RTAS, MotU MAS (nur Mac),
Audiosuite (nur Mac) und DirectX (nur Windows). Da wäre schon der erste
Kritikpunkt: der Support für die Premiere Plattform wurde von Waves mit
der Waveshell Version 3.0 stillschweigend eingestellt. Nach langem Wundern,
warum denn der Updater partout keine Premiere-WaveShell installieren wollte,
findet man dann zufällig irgendwann heraus, dass das Format nicht mehr
unterstützt wird. Das ist deswegen ärgerlich, da Programme wie
z.B. Logic oder Peak das Premiere-Format als einziges Offline PlugIn Format
anbieten. Als Konsequenz muss man jetzt eine Bearbeitung entweder in
Echtzeit ausführen, oder jeden Schritt extra "bouncen".
Damit kommen wir zum nächsten Haken an der Sache. Damit man das
Restauration-Bundle parallel zu anderen Waves PlugIns auf seinem System
laufen lassen kann, muss man mindestens Version 3.2 installiert haben, das
heißt es werden je nachdem eventuell kostenpflichtige Updates
fällig, oder man muss die PlugIns deaktivieren.
Als Systemvoraussetzung empfiehlt Waves mindestens G3 oder G4 Prozessor
(Mac), bzw. Pentium III Systeme (PC). Soviel sei aber schon vorweg verraten:
der Leistungshunger der PlugIns ist für solch eine komplexe Aufgabe
sehr moderat ausgefallen. Auf meinem mittels G4/450-Karte aufgebohrten alten
Mac war ein gleichzeitiger Echtzeitbetrieb aller vier PlugIns problemlos
möglich.
Die Bearbeitungs-Algorithmen der PlugIns wurden diesmal nicht rein von
Waves selbst programmiert, sondern stammen zum Teil von der deutschen Firma
Algorithmix GmbH und sollen neueste Erkenntnisse aus der Psychoakustik
beinhalten, was auch immer das heissen mag.
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X-Click ist darauf spezialisiert sowohl heftige Vinylknackser als
auch digitale Spikes (z.B. durch fehlerhafte Übertragung oder
Synchronisations/Clock-Fehler verursacht) möglichst ohne störende
Nebenwirkungen zu entfernen. Dies gelingt auch nach kurzer Einstellzeit
hervorragend. Mittels zweier Regler kann man die Ansprechschwelle regulieren
und festlegen, ob es sich um eher kurze Störungen (digital) oder
längere Überschwinger handelt wie es bei Schallplatten der Fall
ist. Ganz besonders hervorheben muss man hier den 'Difference'-Schalter, der
den Ausgang des PlugIns auf Ausgabe der normalerweise aus dem Signal
entfernten Anteile schaltet. Damit kann man prüfen, ob das PlugIn auch
tatsächlich nur Störgeräusche entfernt oder ob nicht doch
schon Teile des Schlagzeug-Attacks als Knackser erkannt werden. Sehr
praktisch!
Eine Wunderwaffe ist das X-Click PlugIn zwar nicht, aber im Ergebnis
deutlich besser als sämtliche vergleichbaren PlugIns. Bei schwierigem
Material macht es eine besonders gute Figur, denn wo andere PlugIns gerne
schon bei Schlagzeug den Attack wegnehmen, besonders bei elektronischen
Drumsounds, lässt X-Click die Beats noch knackig. (siehe
Hörbeispiel1(mp3): unbearbeitet | bearbeitet) Allerdings werden auch nicht immer alle
Knackser erkannt, so dass im (allerdings seltenen) Einzelfall noch eine
Nachbearbeitung von Hand nötig ist.
Bei einem meiner Erfahrung nach typischen Problemfall versagt allerdings
auch X-Click: Bei einer Synthesizer-Pulswelle mit kleiner Pulsbreite (PWM-
oder Hardsync-Sound) wird der Sound heftig angegriffen, wie es im Mittelteil
dieses Hörbeispiels sehr gut zu hören ist.
(Hörbeispiel2(mp3): unbearbeitet | bearbeitet) Dieses grundsätzliche Problem kann
man zwar Waves nicht vorwerfen, ist aber nach wie vor ungelöst und hier
muss immer noch mit der Hand bearbeitet werden.
Bei dem Versuch den PlugIn-'Threshold' Parameter an dieser Stelle mittels
der Logic-Automation herunter zu fahren stellte ich ein Problem in der
Wiedergabe der Automationsparameter fest. Der 'Threshold' liess sich nicht
auf '0' einstellen, obwohl dieser Wert in der Automation aufgezeichnet
wurde. Das PlugIn blieb immer bei minimal '0,7', was für diesen Fall
schon zuviel war. Da man ja mangels geeigneter Offline-Schnittstelle (s.o.)
nicht abschnittsweise arbeiten kann, ist hier Fummelei angesagt. Dank der
sehr guten Dokumentation des gesamten Pakets ist aber die zu kompensierende
Verzögerung des PlugIns schnell ermittelt: X-Click braucht (ebenso
wie X-Crackle) 2624 Samples für seine Bearbeitung.
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X-Crackle ist mehr als X-Click darauf spezialisiert die kleinen
"Knisterer" aus dem Audiomaterial zu entfernen und sollte deswegen bevorzugt
hinter X-Click eingesetzt werden. Das funktioniert soweit ganz gut,
einen kontinuierlichen leisen Prassel-Teppich von Platten in schlechtem
Zustand kann man damit aber allerdings nicht so gut entfernen, wie es bei
den absoluten High-End Systemen der Fall ist. Dem verbleibenden "Teppich"
kann man jedoch mittels X-Noise zu Leibe rücken. Gut ist hier ebenfalls
die Möglichkeit, das entfernte Signal abzuhören, auch die optische
Darstellung der Arbeit des PlugIns ist gelungen.
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X-Noise soll nun neben typischem Band- oder Verstärker-Rauschen
auch andere gleichförmige Störgeräusche, wie Z.B.
Klimaanlagen- oder Kamera- und Lüftergeräusche reduzieren, was vor
allem bei der Nachbearbeitung von Filmton gefragt ist. Die Bedienung
gestaltet sich hier besonders einfach. Wenn man einen Ausschnitt des
Materials findet, auf dem die Störung alleine zu hören ist, kann
man das PlugIn mittels der 'Learn'-Funktion darauf einrichten und das
Ergebnis als 'Noise-Profile' speichern, dann sind nur noch geringe
Einstellarbeiten nötig und man hat schon ein gutes Ergebnis. Wenn man
keine Passage ohne Nutzsignal findet, kann man aber auch von vorgegebenen
Profilen ausgehen. Hier sind auch, wie bei allen Waves PlugIns,
hervorragende Presets als Ausgangsbasis vorhanden. Mittels einiger weiterer
Parameter kann man das dynamische Verhalten des Entrausch-Vorgangs dem
Material anpassen, wodurch sich z.B. Nachhall gut erhalten lässt. Auch
lässt sich nochmal insgesamt beeinflussen, wie stark das System hohe
Frequenzen reduziert, sehr gut. Vor allem hier ist die 'Difference'-Funktion
wieder besonders wertvoll, denn man kann genau hören, ab wann man schon
Nutzsignal entfernt und das PlugIn entsprechend zurückregeln. Die
grafische Darstellung ist ebenfalls sehr praktikabel. Das Ergebnis kann sich
durchaus hören lassen. Wenn auch spezial-PlugIns wie z.B. Ionizer hier
noch detailliertere Eingriffsmöglichkeiten bieten und somit in wirklich
schwierigen Fällen noch ein Quäntchen besser sind, so bekommt man
aber bei X-Noise eindeutig wesentlich schneller und leichter zu einem guten
Ergebnis.
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X-Hum ist nun schliesslich darauf ausgerichtet, statische
Störtöne wie vor allem Netzbrummen oder Einstreuungen von
Lichtkablen zu reduzieren. Technisch gesehen ist das PlugIn lediglich ein
steilflankiger Equalizer mit Notch-Charakteristik, jedoch sind die 8
Bänder praktischerweise fest auf die Oberwellen der Grundfrequenz
gekoppelt und können im Gegensatz zu üblichen EQs eine Güte
(Q) von bis zu 60 (!) und eine maximale Absenkung von bis zu 60dB erreichen.
Man muss also nur die Grundfrequenz eines Brumms einstellen (z.B. 50Hz) und
die restlichen Bänder stellen sich automatisch auf die Oberwellen ein
(also 100, 150, 200, etc.). Das Finden der richtigen Frequenz wird durch die
'Inverse'-Funktion unterstützt bei der die Störkomponenten
angehoben und die restlichen Signale abgeschwächt werden. Sehr
schön ist die Möglichkeit, die Gains der einzelnen Bänder
noch separat verändern zu können, so kann man auch nur die
Frequenzen rausnehmen, wo wirklich eine Störung vorhanden ist.
Ausserdem mit an Bord ist noch ein einstellbarer Hochpassfilter mittels dem
man tieffrequentes Rumpeln oder eine Gleichspannung wirkungsvoll
unterdrücken kann. Zum Entfernen von Netzbrummen ist das PlugIn sehr
gut geeignet, auch wegen seiner schnellen Einstellmöglichkeit. Die
Frequenz des Brumms sollte aber möglichst gleichbliebend sein. Bei
stark Impulshaltigem Material bekommt man bei hoher Filtergüte
allerdings eventuell deutliche Nachschwinger der resonierenden Bänder.
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Insgesamt kann man dem Waves Restoration-Paket eine sehr gute
Leistung bescheinigen. Im Einzelfall mögen hier spezielle High-End
Lösungen vielleicht noch etwas überlegen sein, aber für die
normalen Problemfälle reicht das Paket voll und ganz aus. Die
Ergebnisse sind durchweg brauchbar und lassen das Klangmaterial weitgehend
unbeschädigt. (siehe Hörbeispiel3(mp3): unbearbeitet | bearbeitet
) Bei richtiger Einstellung sind nur wenige bis gar keine
Rückstände (Artefakte) der Bearbeitung zu hören. Die
Stärke der PlugIns liegt eindeutig in der schnellen Bedienbarkeit, die
durch gute und praxisgerechte Presets untertützt wird. So ist das Paket
zum Beispiel ideal für Rundfunk- bzw. Reportage-Post Produktion, wo
möglichst schnell zwar eher unkritisches aber mitunter sehr stark
gestörtes Material bereinigt werden muss. Die Anleitungen (nur
Englisch) sind kurz und gut und geben genügend Tipps für die
richtige Vorgehensweise. Als Minuspunkt muss man den recht hohen
Anschaffungspreis von €1425,-- betrachten. Sicherlich bekommt man hier
beste Qualität geboten, aber dieser Preis dürfte viele potentielle
Benutzer abschrecken, zumal Konkurrenzprodukte teilweise günstiger
sind. Das ist schade, denn qualitativ und Bedienungstechnisch hat Waves die
Nase vorn.
Hörbeispiele zum Test mit Erklärungen (mp3, 128kBit)
Beispiel
1a (908k) |
Original, unbearbeitet |
von Vinyl |
Besipiel
1b (900k) |
bearbeitet mit X-Click und X-Crackle |
Ein nicht erkannter Knackser an Anfang, sonst sehr gut;
problematische Drumsounds gut erhalten und "knackig". |
Beispiel
2a (600k) |
Original, unbearbeitet |
von Vinyl |
Beispiel
2b (628k) |
bearbeitet mit X-Click und X-Crackle |
Gut: Knisterfreiheit in den Räumen nach der Snare,
Sync-Sound in der Mitte aber "zerfräst". |
Beispiel
3a (892k) |
Original, unbearbeitet |
von Vinyl, mit Brumm |
Beispiel
3b (888k) |
Bearbeitet mit allen vier PlugIns (X-Click->XCrackle->X-Hum->X-Noise) |
Der satte Brumm am Anfang ist weg, ebenso Knackser und
Rauschen. Bearbeitung gelungen, Klang sauber, Transienten noch vorhanden,
Höhen und Räume noch klar trotz entrauschen. |
Pro
- hohe Qualität
- gute Bedienbarket
Kontra
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Demoversion herunterladen (14 Tage lauffähig)
Zum Autor:
Christian Schimmöller betreibt ein eigenes kleines
Mastering-Studio (Circle of Sounds)
und arbeitet beim Bayerischen Rundfunk in der Studioproduktion.
Kontakt: chris@circleofsounds.de
Weiterführende Links bei MEMI:
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Weitere Links zum Thema:
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